Zu Besuch bei Familie Söding

Im November 2021 führte Prof. Dr. Michael Boecker ein Inter- view mit Kai Söding (geb. 1992), dessen Mutter Bärbel (geb. 1994), dem Stiefvater Christoph (geb. 1966) und Kais Bruder Carsten (geb. 1988).

Mit 18 habe ich mich verlobt. Mit meiner Jugendliebe Vanessa. Da denke ich oft dran zurück! Das war eine schöne Zeit!

Kai Söding

Ich will frei sein!

Kai Söding

Ich wünsche mir, dass andere Menschen mir und anderen Familien mit einem Kind mit Behinderung neutral gegenüberstehen. Und uns nicht direkt in eine Schublade stecken. Das gilt auch für eine Beratung.

Bärbel Söding

» Nach der Geburt sagte mir eine Ärztin, dass ein Verdacht auf Down-Syndrom bestehe. Sie hatte mir den Rat gegeben, mit niemandem – selbst nicht mit meinem Mann – darüber zu sprechen. Und das habe ich dann auch eine Woche lang nicht getan. Das vergesse ich nie. Niemand hat mir im Krankenhaus irgendetwas erklärt. Keiner hat mit mir darüber gesprochen. Erst beim Abschlussgespräch wurde die Diagnose bestätigt. Mein damaliger Mann ist aus allen Wolken gefallen. Jeder kommt, beglückwünscht einen, aber ich habe es bis zum Ergebnis des Bluttests niemandem gesagt.

Bärbel Söding

Im Nachhinein bin ich sehr dankbar, dass ich es nicht wusste. Dass ich keine Entscheidung treffen musste. Sonst musst du mit dieser Entscheidung leben.

Bärbel Söding

Ich hab auch eine Doppelrolle. Auf der einen Seite bin ich Bruder. Auf der anderen Seite bin ich auch Betreuer für Kai. Aber Kai ist erwachsen. Er darf Sachen machen, die er machen will.

Carsten Söding

Wir machen viel gemeinsam. Wenn ich Kai irgendwohin mitnehme, sind die Menschen viel offener.

Carsten Söding

Für mich war Kais Behinderung nichts besonderes. Es hieß: ›Das ist Kai. Er hat das Downsyndrom.‹ Ok, hab ich gedacht. Na und?

Christoph Söding

Kai gibt aus tiefsten Herzen heraus. Das sieht man hier bei diesem Bild: Alan ist ein traumatisierter schwarzer Junge. Kai mit seiner positiven Art nimmt Alan in den Arm. Kai gibt den Menschen Kraft.

Bärbel Söding

Ich bin mit Kai ganz normal umgegangen. Für mich gab es nur Kai im Hier und Jetzt

Bärbel Söding

Ich wollte immer den besonderen Weg gehen. Nicht jeder kann solange Fürsorge tragen. Es ist ein schwerer Weg. Ich habe den Weg nie bereut. Aber ich verstehe Leute, die sagen: Diesen Weg kann ich nicht gehen.

Bärbel Söding